Beratung

Lebenshelfer: Wie hast du das Beratungsgespräche bei …. erlebt?

Ich empfand das Beratungsgespräch sehr einseitig. Die Beraterin nahm meinen Konflikt und meine derzeitigen Probleme gar nicht wahr und beriet mich ausschließlich hin zur Abtreibung. Das wollte ich so aber gar nicht. Ich bekam auch ohne Nachfragen den Schein. Auch das war nicht der Grund, warum ich die Beratungsstelle aufsuchte.

Lebenshelfer: Wurden dir Alternativen zur Abtreibung aufgezeigt? Wenn ja welche?

Nein. Mir wurden keine Alternativen zur Abtreibung aufgezeigt.

Lebenshelfer: Welche konkreten Hilfsangebote unterbreitete man dir?

Mir wurden keine möglichen Hilfsangebote aufgezeigt, wie es auch mit Kind gehen kann. Dies passierte erst beim zweiten Termin, auf meine konkrete Nachfrage nach „Wellcome“ z. B. Dann nannte mir die Beraterin Kontakte und Ansprechpartner.

Lebenshelfer: Wie gut verstanden fühltest du dich von der Beraterin? Wodurch?

Ich war sehr ambivalent in meinem Schwangerschaftskonflikt, da ich schon zwei Kinder habe (1 und 3 Jahre) und mich in einer angespannten, emotionalen Situation befand. Die Beraterin hat mir sehr ans Herz gelegt, es doch bei der bisherigen Familiengröße zu belassen, da ich ja jetzt schon komplett ausgelastet sei mit den zwei Kindern. Da wäre es doch für alle besser, wenn ich mich zu einer Abtreibung entschlösse.

Lebenshelfer: Wie ermutigt fühltest du dich von der Beraterin, es auch mit Kind schaffen zu können?

Die Beraterin hat mich überhaupt nicht ermutigt, mein Kind zu bekommen. Da ich mich, als ich von meiner dritten Schwangerschaft erfuhr, in einer emotional angespannten Situation (leichte Depression bzw. Angststörung) befand, hat die Beraterin mir ausdrücklich zu einer Abtreibung geraten. Sie sagte wörtlich: „Wenn Sie in Ihrer Vorgeschichte bereits psychisch labil waren, kann durch die Hormonumstellung in der Schwangerschaft eine psychische Krankheit richtig ausbrechen. Da wäre doch eine Abtreibung für alle Beteiligten besser. Und auch für das Kind wäre es besser, nicht auf der Welt zu sein, als wenn Sie dann einen psychischen Zusammenbruch bekämen.“ Dass eine Abtreibung genau so einen psychischen Zusammenbruch nach sich ziehen kann, davon hat sie kein Wort gesagt.

Lebenshelfer: Inwieweit wurdest du über den Entwicklungsstand deines Kindes aufgeklärt?

Darüber hat die Beraterin nicht gesprochen.

Lebenshelfer: Inwieweit ging die Beraterin auf mögliche körperliche und psychische Folgen einer Abtreibung für dich ein?

Über Folgen einer Abtreibung hat die Beraterin mich nicht informiert. Ich fragte die Beraterin: „Wie soll es mir denn gehen, wenn der Geburtsmonat meines Babys ist?“ Darauf antwortete sie mir: „Vielen Frauen macht das nichts aus und sie verkraften es gut.“ Für sie stand nur fest: Psychisch erkrankte Schwangere = Abtreibung. Dass sich diese Symptomatik durch eine Abtreibung noch verschlimmern könnte, dazu sagte sie kein Wort. Sie stellte eine Abtreibung als ideale Lösung für psychisch erkrankte Frauen dar. „Dann wäre alles einfacher.“

Lebenshelfer: Wurden die Methoden einer Abtreibung erklärt? Wie umfangreich hast du die Information hierüber empfunden?

Nach meiner direkten Frage, wie denn nun die Abtreibung erfolgen würde, hat sie mir mitgeteilt, dass in meinem Fall wohl die Absaugmethode angewendet werden würde. Ich war komplett geschockt darüber, dass hier das Kind zerstückelt wird. Auf meine geschockte Nachfrage: „Wird mein Kind dann tatsächlich zerstückelt?“, sagte die Beraterin nur: „Ja.“ Ich hatte den Eindruck, sie wollte über diese Frage nicht sprechen.

Lebenshelfer: Wie gut hast du dich im Anschluss an das Gespräch ermutigt gefühlt?

Ich hatte auf meinen Wunsch noch ein zweites Beratungsgespräch, da ich nach meinem ersten Gespräch immer noch sehr ambivalent war. Aber auch dieses hat mir nicht wirklich geholfen, da alle Fragen hin zum Kind nur von mir ausgingen.

Lebenshelfer: Wie lange hat das Gespräch gedauert?

Ich hatte zwei Gespräche mit einer gesamten Gesprächsdauer von ca. 2,5 Stunden.

Lebenshelfer: Was hättest du dir noch mehr gewünscht?

Ich hätte mir gewünscht, dass ich ernst genommen werde. Das bedeutet für mich, dass alle Fakten transparent dargestellt werden und nicht beschönigt wird. Z. B. sprach die Beraterin ausschließlich von einer „Schwangerschaftsunterbrechung“. Wenn es die Möglichkeit geben würde, die bereits bestehende Schwangerschaft zu unterbrechen und zu einem späteren, mir günstiger erscheinenden Zeitpunkt fortzusetzen, hätte ich dies gern getan. Aber jeder weiß, dass dies nicht möglich ist. Daher machte es mich eher wütend, wenn sie immer von Unterbrechung redete. Ich wäre gern umfassend aufgeklärt worden, um von beiden Seiten ein gutes Bild zu haben. Diese Beraterin schien in meinem Fall nur auf Abtreibung ausgerichtet zu sein. Sie hat nur auf mein explizites Nachhaken Fragen beantwortet, wie es auch mit Kind gehen könnte. Sie sprach ausschließlich von Abtreibung. Alle anderen Fragen/Themen wurden nur von mir ins Gespräch gebracht.

Lebenshelfer: Wie geht es dir jetzt mit deiner Entscheidung?

Ich bin heilfroh und total dankbar, dass ich mein Kind bekommen habe und mich nicht in dieser geschockten Situation zu so einer lebensverändernden Entscheidung drängen lassen habe. Ich bin so froh, dass sich in mir nach dem ersten Gespräch ein Trotz gemeldet hat, der mich nach weiterer Hilfe fragen lassen hat. Ich habe meine Pastorin angerufen und um einen schnellen Termin gebeten, weil ich Hilfe brauchte. Dieses intensive Gespräch hat mich ermutigt weiterzugehen und einen neuen positiven Blick auf das Baby, das in mir wächst, zu bekommen. Ich habe Zuversicht gewonnen, dass es möglich ist, es zu schaffen. Ich wusste aber auch, dass mein Mann voll hinter mir steht. Mein Sohn ist ein Geschenk, ein Wunder, und ich musste nach der Geburt erst einmal weinen, über meine Gedanken, die ich hatte, dieses Wunder zu verhindern. Er ist ein Geschenk! Ich bin erleichtert. Ich hatte das Gefühl, vor einer großen Klippe zu stehen und zu überlegen: „Springe ich runter oder nicht?“ Aber ich bin umgekehrt.

Lebenshelfer: Was kannst du anderen Frauen mitgeben?

Ich möchte andere Frauen ermutigen, sich für ihr Kind zu entscheiden. Ich bin bei weitem nicht immer eine gute Mutter. Aber wir wachsen jeden Tag mit unseren Kindern und unseren Aufgaben. Das ist es wert! Mein Wunsch ist, viele Frauen ermutigen zu können, dass sie vor dieser Klippe auch umkehren.

Dieses Interview stellt beispielhaft dar, wie unzureichend viele Beratungsgespräche in deutschen Konfliktberatungsstellen empfunden werden. Wichtig ist hierbei, dass kein Beratungsgespräch dem anderen gleicht. Wie immer, gibt es auch in diesem Bereich hilfreiche und weniger hilfreiche Beratungen. Daher soll dieses Interview nicht als Pauschalurteil verstanden werden. Leider wird jedoch immer wieder von einseitig empfundenen Gesprächen berichtet, sodass wir euch empfehlen, in einer solch hoch emotionalen Situation bei Bedarf immer eine zweite Meinung einzuholen.

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