Perfekte Familie vs. Traummann

Lisa war nie der Typ, der mal unbedingt Kinder haben wollte. Zudem erhielt sie mit 18 Jahren die Auskunft von ihrem Arzt, dass es für sie schwierig sein würde, überhaupt mal ein Kind zu bekommen.

Doch nun wurde sie wider Erwarten schwanger. Ihre Beziehung bestand zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate, war aber schon von Misstrauen und sehr großen Zweifeln geprägt.

Wenn sie mit ihrem Traummann zusammen wäre und alles drum herum stimmen würde, könnte sie sich ein Kind vorstellen. Aber so am Ende noch als alleinerziehende Mutter – undenkbar!

Ihre Eltern würden zwar immer zu ihr stehen, doch trotzdem fühlte sie sich miserabel, so als wäre sie für alle und jeden eine riesige Last.

Insgeheim wünschte sie sich eine Fehlgeburt oder dass ihr Frauenarzt sagt, mit dem Kind stimme etwas nicht, es müsse weg. Ihre Verzweiflung nahm riesige Ausmaße an.

Natürlich hatte sie auch Angst davor, dass es nicht mehr klappt, wenn sie später vielleicht doch noch einmal ein Kind bekommen wolle.

Scheinbar sprach alles für eine Abtreibung – oder doch nicht?

Ich ermutigte Lisa: „Es ist doch wunderbar, Eltern zu haben, die immer für einen da sind. Das tun Eltern gern.“ Auch wenn die Vorstellung, eine alleinerziehende Mama zu sein, nicht ihr Wunsch gewesen sei, könne es in so einer schwierigen Beziehung auch gut sein, vorerst mit dem Kind allein zu leben. Auf ihre Bedenken zu den Folgen einer Abtreibung ging ich ausführlich ein und verwies sie darüber hinaus an ihren Arzt, der es auch von der medizinischen Seite noch einmal erklären könne, da sie Angst vor späterer Unfruchtbarkeit hatte. Zusätzlich bot ich ihr an, eine Beratung vor Ort für sie zu suchen.

Dann hörte ich länger nichts von ihr und befürchtete, dass sie den Weg der Abtreibung gewählt hatte.

Plötzlich wieder eine Mail von Lisa: Sie schrieb mir, dass sie sich für ihr Baby entschieden habe, obwohl der Vater des Kindes, von dem sie sich inzwischen getrennt habe, immer noch für eine Abtreibung sei. Jetzt spürte sie eine wahnsinnige Kraft in sich, die ihr dabei half, ihr Baby zu verteidigen und zu beschützen. Sie sagte ihm, dass sie den Weg allein gehen werde und keine Erwartungen an ihn habe.

Inzwischen freute sie sich sogar sehr auf die Geburt ihres Babys.

Zwar stand fest, dass sie ihre Selbstständigkeit aufgeben muss, wodurch sie zunächst kein Einkommen haben würde. Doch der Gedanke daran machte ihr keine Angst mehr. Ihr Baby war es ihr wert.

Mehr als 2 Jahre nach unserem Mailaustausch (2015) meldet sich Lisa wieder. Sie wollte einfach noch einmal danke sagen, dass ich ihre Worte gelesen und ihr geholfen hatte, ihre Gedanken zu sortieren. Sie bereute es so sehr, eine Abtreibung in Erwägung gezogen zu haben. Es machte sie unendlich traurig.

Ihr Sohn sei das Beste, was ihr in ihrem Leben passiert ist. Sie werde 3 Jahre zu Hause bleiben und jede Minute mit ihm auskosten.

Sogar der Vater ist inzwischen stolz auf seinen kleinen Paul und kümmert sich gut.

Lisa sagt: „Ich möchte meine Geschichte gern mit Frauen teilen und sie ermutigen. Mit der Kraft der Liebe kann man weit über sich hinauswachsen.“

(Lisa, September 2017)

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